Hat die Steiermark ein Wolf-Problem? – 432

Wolf-Graz-Steiermark-Agrar und Umweltclub

Im Steirischen Presseclub lud der Steirische Agrar & Umweltclub zu einer Pressekonferenz zum Thema “Wolf” ein. Dabei ging es um Sicherheitsfragen und die Problematik von Wolfrissen für die Nutztierhaltung. Ein Bericht von August Peter Zurk und Claudio Schiesl:

BAUERN WOLLEN WOLFSFREIE STEIERMARK

Die Probleme die rund um die Rückkehr von Wölfen in die heimischen Wälder entstanden sind, werden schon länger debattiert. Seit 2009 wurden laut der Tageszeitung Kurier 1.165 Nutztiere von Wölfen gerissen. Im selben Artikel wird darauf hingewiesen, dass aber allein 2020 8.500 Schafe in Österreich durch Unwetter, Steinschlag, Abstürze oder Seuchen verendeten. Dadurch erscheint der Wolfriss als Todesursache eher als marginales Problem, Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass den geschätzten 40 bis 50 Wölfen österreichweit ein Nutztierbestand von 2,2 Millionen Rindern, Schafen und Ziegen gegenübersteht.

Trotzdem kritisieren namhafte steirische Bauernvertreter im Zuge der Pressekonferenz des Steirischen Agrar & Umweltclubs den durch sich einfindende Wölfe aufwachsenden Schaden an den (eigenen) Nutztieren. Dabei verwiesen Vereinsobmann Matthias Kranz und der Rinderbauer Heinz Egger auf ein aufwachsendes Unsicherheitsgefühl bzw. die Bedrohung für Touristen und Kinder. Auch die anwesenden Schaf- und Pferdezüchter Markus Strasser und Josef Deutinger brachten mit Beispielen von Wolfrissen die Thematik näher und wiesen auf die Gefahr für Leib und Leben eindringlich hin. So sehen die Bauernvertreter insbesondere den Schutz ihres Nutztierbestandes und der eigenen Familien gefährdet.

Sollte es daher zu keiner “Bekämpfung” des Wolfes kommen, würde sich die Population nach Angaben des Vereins in den nächsten drei Jahren verdoppeln.

Eine Bejagung oder Abschuss von Wölfen scheint jedoch rechtllch gesehen “unmöglich”. Eine Einzäunung der Almen wird wiederum von den Bauern aus Kosten-, Kultur- und Naturschutzgründen abgelehnt.

DER WOLF GENIEßT UMFASSENDEN RECHTSSCHUTZ

Angesichts der umfassenden Verankerung des Schutzstatus des Wolfes – via österreichischem Bundesrecht, EU-Recht und sogar Völkerrecht – sowie der scheinbar gegebenen „Unterstützung“ dieses Schutzstatus durch die Parlamentarier des österreichischen Nationalrats und des EU-Parlaments, sowie durch die Mitglieder der österreichischen Bundesregierung, stellt sich die Frage was realistischer Weise gefordert und umgesetzt werden kann (Siehe Bachelorarbeit der Wirtschaftsuni Wien, Philipp Siebenhandl, 2018). Denn um die aufgezeigten Probleme substantiell zu mindern bräuchte es umfassende Gesetzesänderungen. Zuweilen vertreten auch etliche Proponenten von Natur- und Umweltschutzgruppen die Meinung, dass ein natürliches “Risiko” bei der naturnahen Aufzucht von Nutztieren jedenfalls zu akzeptieren ist.

Das Wolf-Problem bildet sich sinnverwandt etwa in der Steiermark scheinbar sowohl bei den Krähen, wie bei den Reihern, als auch bei den Fischottern ab. Diese seien laut den Anwesenden hierorts keineswegs rar, daher nicht wirklich schutzwürdig und zeigen sich gleichfalls scheinbar als überaus gefräßig.

DIE NATUR IST GRUNDSÄTZLICH SCHÖN

Es meinte der 2011 verstorbene deutsche Karikaturist und Schauspieler Loriot  einmal „die Natur als grundsätzlich schön“, was sodann die Frage aufwirft, in welcher Relation das Füttern des eigenen Hundes mit dem Ergebnis eines geschlachteten Nutztieres zum Beuteriss eines Wolfes steht.

Hierbei beim Wolf wie aber etwa auch beim Corona-Virus stößt man erkennbar auf eine bislang aushaftende/unterlassene Diskussion des Umgangs unserer Gesellschaft mit mehr oder minder „natürlichen“ Vorgängen. Was aber nicht heißt, dass der wirtschaftliche Schaden für die Nutzer gänzlich zu ignorieren ist.

Etwa die bereits weitgehende Verweigerung vieler Mitbürger sich das Schlachten und Zerlegen eines Nutztieres zum Zweck der Gewinnung von Schnitzel und Hundefutter direkt „anzuschauen“ zeigt, wie sehr sich die Gesellschaft davon “entfernt” hat.

Teils gilt es mittlerweile gar als unzumutbar dessen ansichtig zu sein, da ist es viel angenehmer das fertige Produkt würdelos zu verspeisen – ohne die Gestehungskosten zu berücksichtigen. Sich mit diesem “Spagat” auseinanderzusetzen wäre eine bedeutende gesellschaftspolitische Thematik. Ohne einen solchen Diskurs wird es fraglos zu keiner hinreichenden Meinungsbildung kommen und werden die sich daraus ergebenden Gegensätze weiterhin aufeinander prallen.

BERICHT: Claudio Schiesl und August Peter Zurk

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VonSivic

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