257, Richard Lugner, ein Baumeister im Wohlkompf!

VonSivic

8. April 2016
Herzlich Willkommen zu Ausgabe 257!

Richard Lugner in Inside Politics? Ja das ist nun Realität geworden, wir waren in Wien und sprachen mit dem wohl bekanntesten Baumeister Österreichs.

Wenn der Lugner in die Sendung kommt, dann brauchts was lustiges!“, hieß es noch in der Redaktionssitzung im Vorfeld. 

Na gut, ich habe mich nach besten Wissen und Gewissen bemüht, dies zu vermeiden und ernsthafte Fragen in meinem Umfeld und über die sozialen Netzwerke sammeln lassen, die Situation war dann der Regisseur der die Pointe machte.

Denn Richard Lugners Handy klingelte beim ersten “Take“, daraufhin nahm der resolute Ing. ab sagte “I kon jetz net, i bin Wohlkompf” und legte wieder auf.

Video 1: Richard Lugner in Inside Politics.

Wer aber glaubt, dass wir den sechsten Kandidaten für die Bundespräsidentenwahlen, auf seine Society-Rolle reduzieren, der ist hier an der falschen Stelle, uns ging es um Inhalte.

In der bislang kürzesten Episode von Inside Politics, sprach Baumeister Ing. Lugner darüber,, warum er die Rot-Schwarze Parteiendiktatur aufbrechen will und welche Vorschläge er hat, Wirtschaft und Konjunktur wieder anzukurbeln.

Ein alter Herr polarisiert und fasziniert zugleich!

Richard Lugner, das ist für viele der Maurer der zum Millionär wurde und sich “nix scheißt“, wie man auf gut Wienerisch sagt, doch Wikipedia verrät mehr.

Die Lebensgeschichte des Ing. Richard Lugner ist weit vielschichtiger als man es gemeinhin glaubt.
Lugners Vater war Anwalt und hatte für seine Söhne ähnliches geplant, galt jedoch ab 1943 als verschollen und kam von der russischen Front nie wieder zurück.
Im Interview vor mir, wurde Lugner diesbezüglich sentimental und sprach davon wie es die letzten 83 Jahre war, denn er erlebte als Kind die letzten Jahre der 1. Republik, den Anschluss an Nazi-Deutschland, den zweiten Weltkrieg und den Wiederaufbau und diese Zeiten prägten ihn sein Leben lang.

Anfang der 50er Jahre maturierte er auf der HTL Wien 1 (heutige HTL Ottakring) und gründete 1962 seine Baufirma. 1990 eröffnete er die Lugner-City, ein Einkaufszentrum im 15. Wiener Gemeindebezirk, dass seit der Kino-Erweiterung nun direkt an den Gürtel anschließt.

Bild: Wahlreden und Autogramme für das Volk.
Die Bürger nehmen es dankend an.

Für viele Menschen ist er der Society-Löwe der Literweise Sekt am Opernball in der Loge ausgießt und via ATV und RTL II die Wohnzimmer von Millionen mit Wiener Schmäh und Peinlichkeiten beglückt.

Da verwundert es nicht dass ihn die Leute auch eher als Promi wahrnehmen und Autogrammen hinterher rennen, doch hinter Lugners teils ruppiger und teils proletarisch wirkenden Herangehensweise und witzig bis peinlich anmutenden Auftritten, steckt ein ernsthafter Ton.

Wer Mörtel aber so wie ich in meiner Jugend ab und an vor der Lugner-City über den Weg rannte, weiß dass er sich zu keiner Arbeit zu schade ist.

Beispiel: Samstag Vormittag, Parkgarage Lugner-City ist voll, Lugner stellt sich zur Einfahrt hin, regelt den Verkehr, links neben ihn, Hände haltend Töchterchen Jaqueline. 




Ein Lugner ist Medien und Politik schon zuviel…

Video 2: Lugner und die Gewerkschaft, keine Liebesgeschichte.

Der Baumeister ist den Politikern schon länger ein Dorn in Auge, denn hinter der Society-Fassade und den Skandalen der letzten 15 Jahre die medial ausgeschlachtet werden, steckt etwas, was vielen Konkurrenten nicht gefällt.

Lugner spricht immer wieder Dinge an, die ihm nicht gerade zum Freund von Gewerkschaften, Kirche oder großkoalitionären Kuschelbären machen. Medienfreiheit, Sonntagsöffnungszeiten, Flexibilisierung und Bürokratie sind Punkte, die er seit Jahren thematisiert, einmal mehr, einmal weniger erfolgreich.

So beteiligte er sich unter anderem an RADIO CD dem ersten Privatradio Österreichs, dass zuerst aus Pressburg (Bratislava) sendete, weil in der postkommunistischen Tschechoslowakei im Gegensatz zu Österreich Privatradios erlaubt waren.

Video 3: Lugner mit Verfassungsjurist Hans Mayer zur Sonntagsöffnung.

Lugner ist auch für die Sonntagsöffnung im Handel und sprach seit seinem politischen Engagements 1998 und 1999 immer wieder wirtschaftsrelevante Themen, wie die Reduktion der Lohnnebenkosten oder die überbordende Bürokratisierung und die Regulierungswut der Ämter an. 
Besonders die Sonntagsöffnung und die Handlungsfreiheit von Unternehmern sind für ihn zwei wesentliche Punkte, für die er sich in Form von Verfassungsklagen, sogar mit Unterstützung von Univ. Prof. Dr. Dr. Heinz Mayer einsetzte.

Die Forderungen und Ideen von Lugner sind nicht alle neu, seine Art kann einen Nerven, die Themen die er anspricht sind aber politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich relevant, wer anderes behauptet und ihn auf entwerten will, sollte sich fragen, warum die anderen Kandidaten diese Bereiche nicht abdecken und selbst ordentliche Vorschläge machen.

Vielleicht ist aber genau dass die Strategie dahinter, weil wenn man Lugner nicht ernst nimmt und als Kasperl abtut, muss man sich nicht rechtfertigen, warum man selbst unfähig ist, etwas zu verändern.

Schönes Wochende,

 
Euer Sivic!

PS: Danke an Christopher, unseren Redakteur von Sivics-Landesstudio Wien, für die Unterstützung.

VonSivic

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