Cowboyz and Indianz

VonSivic

21. März 2014

Heute gebe ich einen Rückblick auf das Ost-West Verhältnis um vor allem den Leuten einen Einblick zu vermitteln, was fernab üblicher Klischees, oder der Hauptnachrichten die aktuelle Weltpolitik recht gut erklärt.

Good Morning Mr. President, the russian bear is back, he claims now official the crimea and blame us as cowards.

Ich glaube so ähnlich muss es den Armis gerade gehen. Es könnte natürlich auch wieder sein, dass ein russischer Bär und ein amerikanischer Adler in einem ausrangierten Atombunker miteinander spielen, der Bär spielt Schach, der Adler Poker.

Es hat natürlich einen Grund warum ich diese Spitzen in meiner Eröffnung einbaue, für die weniger informierten hier die Auflösung.

Cowboyz and Indianz ist eine Nr. von Falco aus dem Jahre 1986 er geht dabei auf die im kalten Krieg angewandte Methode ständiger Drohgebärden auszusprechen und militärisch den Gegner einzuschüchtern, sowie das Wettrüsten im Weltraum ein.

Und ja dass die Russen meistens Schach und die Amerikaner Poker spielen, war eine Phrase welche die Form beschrieb, wie die beiden “Supermächte” miteinander umgingen, ließen die Russen Panzer irgendwo auf der Welt auffahren (bevorzugt Berlin), konterten die Amerikaner mit zwei Assen, einem “Full House”, oder was auch immer, meistens war es ein Spiel mit den Medien, der Wirtschaft, den Diplomaten, den Geheimdiensten all diese Mittel erwiesen sich im Kalten Krieg als sehr probate Mittel.

In Zeiten des Ost-West Spannungsverhältnis waren solche verbalen wie auch handfesten Schlagabtäusche normal und sorgten generell für eine verängstigte Bevölkerung, nicht zuletzt um die hohen Rüstungskosten zu rechtfertigen.

Es gab zu jener Zeit drei Hauptkategorien von Auseinandersetzungen:

  1. Diplomatische Krisen
  2. Zufällige Zwischenfälle (Kalkuliertes Risiko)
  3. Stellvertreter Kriege 

Die verbal ausgetragenen Konflikte nannte man diplomatische Krisen, das waren z.b. der Bau der Berliner Mauer, die Kuba-Krise, diverse abgeschossene amerikanische Spionageflugzeuge über der Sowjetunion, Provokationen der NATO im Jahr 1983 (fahren wir doch mal im Radarschatten mit einer Flotte bis vor die russische Nordmeerküste) und ein in diesem “kritischen” Jahr abgeschossenes koreanisches Passagierflugzeug, welches von den Russen als Bomber identifiziert wurde, solche Ereignisse gehörten zum “kalkulierten Risiko” der zweiten Form des Schlagabtausches, sie waren ungewollte, oder zufällige Provokationen.

Ungewollte Provokationen, die durch das hohe Niveau von Misstrauen und die generell angespannte Lage schnell eskalieren konnten waren z.B. militärische Manöver an bestimmten “Reibungsflächen”, oder Auseinandersetzungen und Vorfälle an Grenzen (Mauerschüsse), oder Zwischenfälle an der innerdeutschen Grenze (Schießereien zwischen NVA und Bundesgrenzschuss).

Das Jahr 1983 gilt generell als ein “heißes” Jahr, durch die hohe Zahl von Militärmanövern die auch Regierungschefs der NATO miteinbezogen hatten und durch eine hohe Nervosität von sowjetischer Seite, war man jederzeit bereit gewesen präventiv zuzuschlagen, bevor nur ein Soldat des Westens überhaupt einen Fuß auf das Gebiet des Warschauer Paktes setzte.

So ist auch die Alarm-Rot Situation in Moskau 1983 zu nennen, während die ganze Welt schlief, gingen in der Moskauer Frühwarnzentrale die Alarmglocken los, weil ein noch frischer Satellit einen nuklearen Raketenstart in Kansas geortet hatte, da lagen die Nerven blank, der diensthabende Offiziere hatte glücklicherweise menschlichen Instinkt über mathematische Logik gestellt und zweifelte am Sinn “eines” nuklearen Raketenstarts, respektive einzelner Starts mit Ziel Russland, da die Amis genauso wie die Sowjets wenn sie angreifen, wohl die gesamte Feuerkraft loslassen würden. Wie sich später herausstellte wurde der Satellit durch die Corona der Sonne am Rande des Horizonts geblendet, was zum Fehlalarm führte, die Helligkeit der Erscheinung wurde von den Sensoren mit der eines nuklearen Abschusses gleichgesetzt.

Militärische Schlagabtäusche waren die sogenannten Stellvertreter-Kriege, wie etwa in Korea, Vietnam, Libyen, Afghanistan, Angola und Namibia, als auch die Nah-Ost Konflikte rund um Israel und die Golfkriege (1. Golfkrieg Iran-Irak-Krieg, 2. Golfkrieg 1991). Diese Auseinandersetzungen wurde zum Teil mit der direkten Beteiligung der Supermächte, teilweise aber auch ohne diese geführt. Indirekte Unterstützung stand indes auf der Tagesordnung, dies betraf militärische Hilfe im Bereich von Ausrüstung, Gerät und Ausbildung, sowie der Bereitstellung finanzieller Mittel, als auch auf nachrichtendienstlicher oder geheimdienstlicher Ebene.

Die Stellvertreterkriege während des Kalten Krieges forderten wohl einen ähnlich hohen Blutzoll wie der 1. Weltkrieg, denn allein der Koreakrieg dürfte 4 Millionen Tote gefordert haben, Vietnam ca. 2 Millionen.

We are back, do you remember us???

Genug zur Geschichte, für die Russen war die Demokratie in den 90er Jahren, also das System Jelzin, ein chaotischer Zustand gewesen.
Überall gingen die Reklametafeln westlicher Unternehmen hoch und die roten Sterne hängten danieder, die Russen waren anderes gewohnt und die Paraden mit Weißband-tragenden Panzern (Russen und Chinesen haben da den selben Fetisch) verschwanden von den Straßen, wie Sprewaldgurken aus den Regalen der DDR-Supermärkte, so wie kurz darauf die DDR selbst.

Putin begann mit einer Rekonstruktion Russlands auf Basis einer historischen Gesamtdarstellung des Landes, er bettete den Kommunismus und das Zarentum gleichberechtigt in das russische Selbstverständnis ein, baute auf Zeremonien und Inszenierungen auf und stärkte wieder das Selbstvertrauen der Russen.

Die orthodoxe Kirche die unter den Sowjets größtenteils entmachtet war, wurde  unter der aktuellen zur Staatskirche instrumentalisiert und hat einen neuen und hohen Stellenwert im Staatsapparat.

Russlands Doppeladler durchpflügen am Bug ihrer Schiffe hängend wieder die Weltmeere während die Besatzungen die Hymne der Sowjetunion singen.
Dieser augenscheinliche Widerspruch wurde bewusst in die russische Legende eingebaut und darauf baut nun diese Regierung mit ihrem auf russische Verhältnisse zugeschnittenen Demokratieverständnis auf.

Wir sind wieder wer, heißt die Devise:

Die Russen sind ein sehr stolzes Volk, dass aber eben auch den Nimbus der Opfer mit sich schleppt, ich will im Bezug darauf gar nicht übermäßig ins Detail gehen, aber die aktuelle Krimkrise folgt einem bestimmten Schema, nämlich dem Prinzip der präventiven Durchsetzung (Verteidigung) eigener Interessen auf Basis von unklaren politischen Verhältnissen und Ängsten.

Nach so einem harten Satz vereinfache ich die Methodik die dahinter steht.

“Wir nehmen Dir etwas weg, bevor Du uns überhaupt bedrohen kannst.”

Dies ist Folge von militärischen Grenzkonflikten die über die Jahrhunderte Russland gefährdeten brandschatzten, zwischenzeitlich ausradierten und durch die repressionistische Politik der Zaren und des Kommunismus die in der eigenen Bevölkerung die größte Gefahr sahen, zu einem enormen Misstrauen und einer angeborenen paranoiden Grundeinstellung führten, die vor allem von den Mächtigen auf Bedrohungen von Außen projiziert wird.

Waren es nun die sibirischen Urvölker, Polen, Schweden, Türken, Franzosen, Engländer, Deutschen, Amerikaner, oder Japaner, sie alle hatten bewaffnete Konflikte mit Russland und auf russischen Boden.

Und nicht zuletzt, sitzt noch der Schock des großen vaterländischen Krieges (Deutscher Angriff auf die Sowjetunion 1941) bis Heute sehr tief im kollektiven Bewusstsein der Staatsbürger.
Dieser Fall wird gerne als Erklärung des russischen Verhaltens hergenommen, er zeigt aus Sicht des Kremls wie man in Russland mit Problemen an der Grenze umzugehen hat, die Regierung muss streng agieren und schnell Tatsachen schaffen um eben die im Ausland lebenden Russen und oder die russischsprachige Bevölkerung vor Agitationen durch Nationalisten (Nazis und Faschisten) zu schützen.

Aber hier kommen egal bei welcher Krise verschiedenste Rechtfertigungen zum Einsatz, seien diese nun kultureller, ethnischer, wirtschaftlicher oder sogar geologischer / geographischer Natur. Die menschliche Phantasie kennt hier wahrlich keine Grenzen wenn es um Gründe geht solche Handlungen zu untermauern.

Hier empfehle ich übrigens sich die argentinischen Argumente für die Eroberung der Falklands (Malvinas) näher zu betrachten, auch wenn Port Stanley mit  Buenos Aires weder architektonisch, noch kulturell etwas gemein hat, wollen die argentinischen Regierungen bis Heute das Eiland von der britischen Okkupation befreien, dabei gibt es dort nicht einmal eine argentinische Bevölkerung.

And yes Uncle Sam it’s different, but a bit similar to our old game.

Zum Abschluss noch ein Wort zum “Kalten Krieg”, ja wir sind in einer neuen Form von diesen angelangt. Dieses neue Spannungsverhältnis resultiert natürlich aus vielen Faktoren die ineinander greifen, so hat z.B. auch das russisch-chinesische Verhältnis dazu beigetragen dass man im UN-Sicherheitsrat einen starke Stellung einnehmen kann.
Trotz all ihrer Probleme miteinander haben beide Staaten immer wieder bewiesen dass Sie zusammenstehen, daher wird sich eine engere Zusammenarbeit beider Länder wohl bald kristallisieren.
Streitpunkte gibt es aber auch hier und dies hat eben auch mit den Technologietransfers, sowie Diskussionen im Bereich des Patentrechtes und der Wirtschaft zu tun.

Ein komplettes Einschwenken in einen “abgeschlossenen” Wirtschaftsblock nach sowjetischen Vorbild wird es jetzt nicht geben, ausschließen kann man das  vielleicht nicht, aber es gibt nun einmal gegenseitige Abhängigkeiten, die beide Seiten betreffen.

Die Europäische Union, oder besser gesagt ihre Mitglieder bilden nach wie vor keine größere gemeinsame Interventionsmacht. Die Australier sind aus der Sicht mehrerer Beobachter wirtschaftlich kein westliches Land mehr und mit China in dieser Beziehung eng verflochten, die USA versuchen sich wirtschaftlich neu aufzustellen und Sorgen nicht zuletzt durch den Zuzug europäischer und asiatischer Automobilkonzerne wie VW, BMW, Toyota und Honda in den Südstaaten für ein entsprechendes Wirtschaftswachstum.

Wie es hingegen in Europas Krisenstaaten Griechenland, Ungarn, Spanien und Portugal zukünftig zugehen wird, kann man derzeit nur erahnen, all diese Länder sind nicht nur EU-, sondern auch NATO-Mitglieder und die Chinesen haben ihnen mit Stützungskrediten geholfen, daher wird es wohl unklar und offen bleiben, mit welchen Tributen, oder Gegenleistungen diese Hilfe verknüpft sein wird.

Eine Auflösung der NATO, wäre ja vielleicht aus russischer und chinesischer Sicht wünschenswert, doch sind die westlichen Staaten sich hier wohl schnell einig, so etwas wird nicht passieren. Außerdem ist Russland Mitglied bei der Partnerschaft für den Frieden und somit in einem Nahe-Verhältnis zur NATO stehend.

All diese Dinge sprechen nicht unbedingt für eine Neuauflage des “Kalten Krieges”, sie zeigen aber die verflochtene Struktur der Weltwirtschaft und der diplomatischen Ebene unserer Welt auf.

 Ich will mich auch nicht ausschließlich auf einen OST-WEST  Konflikt konzentrieren, die Inder, Brasilianer und auch andere Staaten wie etwa Japan und Süd Korea bauen sich immer mehr und mehr in die internationale Politik ein, so wird man langfristig einen Pluralismus in der Weltpolitik erleben, der wohl diese alten Strukturen aufbrechen wird.

Die Welt wird sich schließlich weiter drehen, dass sich ein Staat mehr als ein anderer profilieren will wird es immer geben und sah man zuletzt an der Suchaktion rund um das verschollene Flugzeug des Fluges MH 370 wo sich die USA und China gegenseitig übertrumpfen wollten, so etwas aus einfacher menschlicher Sicht kindisches Verhalten, wird es leider immer wieder geben, man wird sehen was passiert…..

VonSivic

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