Ende März erhielt die Redaktion den Hinweis, dass ein negativer Kommentar über die Österreichische Energieagentur (AEA) auf der Jobbewertungsplattform Kununu zu finden wäre. Dieser Beitrag warf der AEA fahrlässigen Umgang in der Coronakrise vor. Inside Politics ging der Sache nach.

Die aktuelle Debatte um neue Rechtsvorschriften zur Verfolgung von Hass- und Falschmeldungen (Fakenews) im Internet und im öffentlichen Raum zeigt, dass auch die Politik nun verstärkt dagegen vorgehen will.

Doch nicht nur im Zuge politischer Debatten oder zwischenmenschlicher Auseinandersetzungen kommt es zu Streitigkeiten, die sich zu Hasseskapaden hinaufsteigern können. Auch am Arbeitsplatz sind “Mobbing” (gezielte Diffamierung) und Diskriminierung aufgrund unterschiedlichster Indikatoren omnipräsent geworden.

Und so können auch soziale Geschäfts-Netzwerke (z.B. LinkedIn oder XING) oder Bewertungsplattformen (z.B. kununu), trotz ihrer informativen Vorteile, dafür genutzt werden um Firmen oder deren Führungspersonal in ein negatives Licht zu rücken.
In Zeiten von Fachkräftemangel und Wirtschaftskrise könnten somit auch Unternehmen schnell ins Hintertreffen geraten und im Wettbewerb um neue Mitarbeiter das Nachsehen haben.

KUNUNU-NUTZER WIRFT ENERGIEAGENTUR FAHRLÄSSIGEN UMGANG MIT CORONA-BESTIMMUNGEN VOR

Ein Beispiel dafür zeigte sich zu Beginn der Coronakrise. Im Bewertungskommentar eines unbekannten Autors auf Kununu, der die Zustände in der Österreichischen Energieagentur (AEA) beschrieb, fand sich der Vorwurf, dass die Geschäftsführung fahrlässig mit den Quarantänebestimmungen rund um die Infektionskrankheit SARS-CoV-2 (Covid-19) verfahren würde.

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Bild: Auf Kununu erschien im März eine Bewertung über angebliches Fehlverhalten der Geschäftsführung der österreichischen Energieagentur während des Beginns des Corona-Lockdowns.

Denn laut diesem Kommentar soll Dipl. Ing. Peter Traupmann, Geschäftsführer der AEA, nach einem Aufenthalt auf der vorarlbergischen Seite des Arlbergs (im Kommentar als Skiurlaub in Tirol bezeichnet), erst vier Tage nach ärztlicher Empfehlung in Selbstquarantäne begeben und dadurch potentiell “fahrlässig” agiert haben.

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Bild: Die Energieagentur stellte gegenüber Inside Politics die Vorkommnisse richtig und erklärte welche Maßnahmen man getroffen hatte, um eine mögliche Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.

Die Energieagentur reagierte auf die Vorwürfe – infolge einer Anfrage von Inside Politics – prompt und nahm mit kununu Kontakt auf. Die Plattform nahm daraufhin die Bewertung wieder herunter. Gleichzeitig entwickelte sich seit März eine Debatte über das Arbeitsklima und den Führungsstil der Geschäftsführung auf der Bewertungsseite. Im Zuge dieser meldete sich selbst der Leiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Österreichischen Energieagentur, Mag. Klaus Kraigher, zu Wort und reagierte auf die vorgebrachte Kritik eines Mitarbeiters.

RECHTLICHE SCHRITTE BEI FALSCHBEHAUPTUNGEN MÖGLICH

Mag. Kraigher kündigte auf Nachfrage von Inside Politics an, dass die Energieagentur rechtliche Schritte einleiten werde. Die Behauptungen waren laut Auskunft, jedenfalls nicht richtig, der Geschäftsführer Traupmann begab sich mit 17. März – nachdem das Land Vorarlberg die betroffene Region unter Quarantäne stellte – selbst in Heimquarantäne.

kununu versuchte seinerseits mit dem Nutzer Kontakt aufzunehmen, dieser antworte jedoch nicht auf die Anfrage der Plattform. Es gilt jedenfalls die Unschuldsvermutung.

Inside Politics fragte daher direkt bei der Bewertungsplattform nach, wie diese solcher Art Probleme, also auf die gezielte Verbreitung von Falschmeldungen oder verzerrte Darstellungen reagiert. Denn einerseits handelt es sich hier auch um strafrechtlich relevante Themen, die im Zweifel den Autor, wie auch die Plattform vor Gericht bringen können und anderseits gibt es mittlerweile etliche Unternehmen, die kununu untersagt haben Bewertungen über ihren Betrieb zu veröffentlichen.

Die Reaktion der XING-Tochter lies aber auf sich warten, kununu war – bedingt durch Corona – erst am 7. Juli in der Lage auf die Anfrage von Inside Politics zu antworten.

WIE REAGIERT KUNUNU AUF UNWAHRE BEHAUPTUNGEN?

INSIDE POLITICS: Wie reagiert kununu auf dieser Art Kommentare und werden solche Aussagen auch geprüft?

kununu: kununu ist überzeugt, dass gerade in einer Situation wie dieser Transparenz der beste Weg ist, um die aktuelle Arbeitssituation für alle zu verbessern. Daher haben wir Arbeitnehmer und Arbeitgeber aktiv dazu aufgerufen, ihre Erfahrungen und Best Practices zu schildern, wie Unternehmen mit der Coronakrise umgehen.

Auch bei Bewertungen zum Umgang mit dem Coronavirus gilt: Findet ein Unternehmen eine unwahre Tatsachenbehauptung vor, darf es diese melden, da es sich hierbei um eine Straftat handelt. Der Verfasser der Bewertung wird daraufhin von kununu informiert, dass entweder diese geändert werden oder die Tatsachenbehauptung nachgewiesen werden muss, damit die Bewertung wieder aktiviert werden darf. Voraussetzung für diesen Prozess ist, dass auch das Unternehmen nachweist, warum die in der entsprechenden Passage enthaltenen Aussagen unwahr sind.

INSIDE POLITICS: Hat kununu in diesem Fall mit der Österreichischen Energieagentur Kontakt aufgenommen oder wurde ihre Plattform von dieser kontaktiert?

kununu: Das Unternehmen hat sich an uns gewandt und eine unwahre Tatsachenbehauptung beanstandet, worauf die Bewertung offline genommen und der Nutzer angeschrieben wurde, die entsprechenden Passagen entweder zu belegen oder zu entfernen. Bislang haben wir hierauf keine Rückmeldung erhalten.

INSIDE POLITICS: Wird man die Postings schließen, bzw. Bewertungen zu dieser Firma künftig abstellen?

kununu: kununu löscht oder sperrt grundsätzlich keine Profile. Die einzige Ausnahme ist der Fall, wenn Firmen vom Handelsregister gelöscht werden – hier werden dann Sperrseiten eingerichtet. Auch negative Bewertungen sind kein Grund, ein Profil zu sperren. Vielmehr dienen auch solche Bewertungen der Transparenz, sofern sie wahr sind. Enthalten die Bewertungen Unwahrheiten, so kann sich das Unternehmen bei uns melden.

RECHTLICHE BEANSTANDUNGEN VON KOMMENTAREN KOMMEN IMMER WIEDER VOR

INSIDE POLITICS: Gab es in der Vergangenheit schon einmal Fälle dieser Art bei anderen Unternehmen?

kununu: Wenn eine Bewertung eine falsche Tatsachenbehauptungen beinhaltet, kann sich ein Unternehmen bei uns melden. Beinhaltet eine Bewertung keine Unwahrheiten, gibt es jedoch keinen Anlass, diese bei uns zu melden.

INSIDE POLITICS: Gibt es Betriebe die kununu Bewertungen gerichtlich untersagt haben und können Sie Beispiele für solche Firmen nennen?

kununu: Natürlich kommt es vor, dass bei kununu anwaltliche Beanstandungen eingehen und wir sind rechtlich verpflichtet, diesen nachzugehen. Wir bitten jedoch um Ihr Verständnis dafür, dass wir über die genaue Anzahl sowie zu konkreten Fällen keine Auskunft geben.

INSIDE POLITICS: Wie bewertet kununu Debattenbeiträge, in denen es um interne Firmenpolitik und oder massive Kritik an der Geschäftsführung geht?

kununu: Im Rahmen der kununu Regeln ist es erlaubt, Kritik an der Geschäftsführung zu üben. Geht dies über konstruktive Kritik hinaus, indem unwahre Tatsachen behauptet oder vertrauliche Interna veröffentlicht werden, so kann ein Unternehmen die Bewertung bei uns zur Prüfung melden.

Wir danken Dario Wilding von kununu, für die Beantwortung der Fragen.

BIS BALD,

EUER SIVIC

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VonSivic

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